Donnerstag, 25. Juni 2009

Dokumentiert: HA beschreibt Scherbengericht für Auweter-Kurtz

Hamburg. Das war schon beinahe ein Scherbengericht für die angeschlagene Universitäts-Präsidentin Prof. Monika Auweter-Kurtz. Selbst die Regierungsfraktionen von CDU und GAL sowie Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach (CDU) absolvierten in der Aktuellen Stunde der Bürgerschaft nicht mehr als eine Pflichtübung in Sachen Solidarität mit Auweter-Kurtz. Mehr zum Thema

"Die Universität steht in einem Umbruch, der von vielen als krisenhaft empfunden wird", ging Gundelach auf die heftigen Auseinandersetzungen an der Uni und die Rücktrittsforderungen an die Adresse der Präsidentin ein. "Die Führungsqualität und -kultur der Präsidentin wird von vielen infrage gestellt", sprach Gundelach einen Kernpunkt der Kritik an. "Frau Auweter-Kurtz hat das erkannt", so Gundelach. Das war kein Wort der Verteidigung der Senatorin für ihre Präsidentin. Indirekt spielte Gundelach auf den vierseitigen Brief der Präsidentin an die Uni-Mitarbeiter an, den das Abendblatt gestern veröffentlicht hat. Auweter-Kurtz hatte darin umfassend Fehler eingeräumt und angekündigt, auf ihre internen Kritiker zugehen zu wollen. "An der Uni sind viele skeptisch, ob das so realisierbar ist", sagte Gundelach. Dann folgte ein Satz, der Auweter-Kurtz wie eine Warnung vorgekommen sein muss: "Es geht nicht um Personen, sondern um das Wohl der Uni." Der CDU-Hochschulpolitiker Wolfgang Beuß sagte, über den Stil der derzeitigen Auseinandersetzungen müsse "intensiv nachgedacht" werden. Die Präsidentin habe angekündigt, das Geschehen wieder in geordnete Bahnen zu bringen. "Möge es ihr gelingen! Ich hoffe, dass das Tischtuch nicht so weit zerschnitten ist, dass die Reparatur unmöglich ist", sagte Beuß. Reformen könne man nur im Konsens erzielen. "Die Lage ist ernst, aber nicht aussichtslos." Die GAL-Wissenschaftspolitikerin Eva Gümbel strich heraus, dass an der Uni "deutlich etwas aus dem Ruder läuft". Professoren und Mitarbeiter brauchten das Gefühl, "angenommen und ernst genommen" zu werden. Für die Präsidentin müsse das Motto gelten: "Argument statt Verfügungsgewalt." Die Opposition von SPD und Linken hielt sich nicht allein mit Kritik an Auweter-Kurtz auf, sondern zielte auf die für die Universität verantwortliche Senatorin Gundelach. "Die Senatorin ist ihrer Aufgabe nicht gewachsen. Sie hat zusammen mit Frau Auweter-Kurtz die Universität schlechtgeredet", sagte die SPD-Abgeordnete Dorothee Stapelfeldt. Beide hätten kein Gefühl dafür, wie es an der Hochschule wirklich aussehe. Die Universität brauche eine Persönlichkeit an ihrer Spitze, "die diesem Amt gewachsen ist". Philipp Kühn (SPD) ging noch einen Schritt weiter. "Frau Auweter-Kurtz ist schon jetzt gescheitert. Eine Zukunft ist mit dieser Präsidentin nicht möglich", so Kühn. Die Linken-Fraktionschefin Dora Heyenn forderte Gundelach auf, sich der Kritik "aller Hamburger" zu stellen. "Wenn ihr dazu der Mut fehlt, sollte sie gemeinsam mit Frau Auweter-Kurtz die Verantwortung abgeben", sagte Heyenn.

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