Mittwoch, 8. Oktober 2008

„Steinerne Gene“ in der Mensa

Unbeliebte Besucher

Das letzte Mal hat es die Uni-Marketing Gmbh vergeigt. Nun war es das Studierendenwerk.
Mit der Raumvergabe an der Uni Hamburg tun sich die Verantwortlichen schwer. Ließ die Marketing-Gmbh vor gut einem Jahr noch einen chinesischen Wunderheiler durch Handauflegen seine Jünger in Hörsaal A erleuchten, hätte nach der Unbedarftheit des Studierendenwerks ein kroatischer Neo-Nazi seine Texte in der Universität zum Besten geben dürfen. Noch im Winter hatte die liberale Vergabepraxis des Studierendenwerks, welches die Mensen auf dem Campus betreut, einen Auftritt des großen Oskar Lafontainers ermöglicht, dem man an der Uni die Türen vor der Nase verschlossen hatte. Die Uni hatte einen Promotion-Auftritt des Saarländers abgelehnt, da sie ihre politische Neutralität in der heißen Phase des Bürgerschaftswahlkampfes in Gefahr sah. Eine Nulltoleranz-Konzeption welche auch den Spitzenkandidaten der SPD Michael Naumann seinerzeit vom Campus vertrieb. Der rotbeschalte Seniorenpolitiker hatte unangemeldet Kaffee getrunken und vor dem Eingang der Mensa Studierende angesprochen. Ein Verhalten, dass viele ältere Menschen, gerade in der kalten Jahreszeit, an den Tag legen.

Ausgeladen wurde nun aus der Schweine-Mensa der kroatische Nationalist Marko Perkovic. In letzter Minute, wie die Morgenpost zu berichten weiß. Für Perkovic nichts Neues, denn in den Niederlanden hat er schon im letzten Jahr ein Auftrittsverbot verpasst bekommen. Dies berichtete zumindest die FAZ. In Frankfurt hingegen sang er vergangenes Jahr vor 13.000 Fans. Große Anhänger hat er mit seinen Texten über bösartige Juden und hassenswerte Kommunisten hingegen bei den Haider-Anhängern der österreichischen BZÖ, welche ihn als singenden Patrioten verstehen.


Perkovics Superhit zum Balkankrieg 1991.

Doch es war knapp. In zehn Tagen war das Konzert angesetzt (freier Eintritt für Kinder unter 12 Jahren). Dann hätte die Schweine-Mensa (Motto "Wir verpflegen kluge Köpfe") wohl auch Teil dieser kroatischen Art der Vergangenheitsbewältigung werden können.

Erst die Intervention von Studierenden der Uni Hamburg beim Studierendenwerk sorgte für eine genaue Überprüfung des designierten Gastes und die Aufkündigung des Engagements.
Rettung vor einem Skandal in letzter Sekunde.



Auf der Fahrt zum Konzert in der Ballsporthalle Frankfurt rutscht den kroatischen Fans schon mal versehentlich der rechte Arm nach oben.

MOPO-Artikel vom 8.10. 2008 zur Absage an Perkovic durch das Studierendenwerk

Jungle World zu Perkovic

Der Tagesspiegel zu Perkovics Engagement für Kriegsverbrecher

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