Donnerstag, 25. März 2010

Uni-Umzug wird als Thema nicht beliebter


Immerhin sprach die Senatorin jüngst nur noch davon das Szenarien "niemals fertige Konzepte" seien.

Die Idee eines Teilumzugs geistert dennoch weiter durch die Köpfe.

So scheibt heute die WELT:


Teilumzug stößt auf Kritik

25. März 2010, 04:00 Uhr
Der Senat und seine Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach (CDU) werden für ihre Pläne, die Universität Hamburg teilweise in den Hafen zu verlegen, kritisiert. Eine Entscheidung ist aber noch nicht gefallen: Der Wissenschaftsausschuss der Bürgerschaft will im Juni den Uni-Präsidenten Dieter Lenzen anhören, bevor die Fraktionen sich festlegen.Kritik gibt es von der SPD: Sie warf Gundelach "politisches Schmierentheater" vor. .
Der Senat und seine Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach (CDU) werden für ihre Pläne, die Universität Hamburg teilweise in den Hafen zu verlegen, kritisiert. Eine Entscheidung ist aber noch nicht gefallen: Der Wissenschaftsausschuss der Bürgerschaft will im Juni den Uni-Präsidenten Dieter Lenzen anhören, bevor die Fraktionen sich festlegen.

Kritik gibt es von der SPD: Sie warf Gundelach "politisches Schmierentheater" vor. Auch die Studentenvertretung AStA nennt einen Teilumzug "schädlich". link:  http://www.welt.de/die-welt/regionales/article6918856/Teilumzug-stoesst-auf-Kritik.html Bissel geiler zu lesen ist in dieser Sache aber natürlich das universitätspolitische Qualitäts-Postille BILD: http://www.bild.de/BILD/regional/hamburg/aktuell/2010/03/24/uni-umzug-vom-tisch/senatorin-herlind-gundelach-kann-sich-nicht-durchsetzen.html Auch Nett zur Thematik, die SHZ: http://www.shz.de/nachrichten/schleswig-holstein/artikeldetail/article/111/der-grosse-uni-umzug-ist-vom-tisch.html

Samstag, 20. März 2010

Piraten, GeiWis und "ein Angebot das man nicht ablehnen kann"



Wie sieht eigentlich ein Angebot aus, dass man nicht ablehnen kann?

Ein solches vermutet nämlich die Hochschulgruppe der Piraten an der Uni Hamburg.
Sören Faika, Spitzenkandidat der Geiwi-Liste findet hierzu in der Piraten-Kommentarspalte erste erklärende Worte:


"Und ja, natürlich wurde uns ein Angebot gemacht. Genauer gesagt, wurde wir gefragt was wir wollen und was wir können. Und dann wurde besprochen wie das mit den Vorstellungen zusammen passt, die bei den anderen Listen vorliegen.
Das Gleiche lief auch bei den Gesprächen mit Grün, Rebo, Piraten und Linke.SDS ab.
Was bringt es Realitäten verzerrt in der Öffentlichkeit darzustellen ? Es verhindert offenes Denken."

Donnerstag, 18. März 2010

Dokumentiert: JuraListe erfreut über Geiwis-Entscheidung

18.03.2010
"Die Geisteswissenschaften-Liste koaliert mit der Vernunft"
Karge: "Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit!"
JuraListe begrüßt Entscheidung der Geisteswissenschaften-Liste

"Wir freuen uns auf eine Zusammenarbeit mit der Geisteswissenschaften-Liste in der kommenden Legislatur!" So reagierte die JuraListe-Vorsitzende Alexandra Karge auf die Entscheidung der Geisteswissenschaften-Liste am Dienstag. "Wir sind hoch erfreut über das Bekenntnis der Geisteswissenschaften-Liste zu pragmatischer AStA-Politik! Aus Sicht der JuraListe stellt die jetzige AStA-Koalition die einzige zulässige Entscheidung dar."

Seit der Wahl zum Studierendenparlament im Januar führte die Geisteswissenschaften-Liste Sondierungsgespräche mit den Listen des Studierendenparlaments. Am Dienstag entschied sich die Liste schließlich zur Koalition mit den jetzigen AStA-Listen.

Mittwoch, 17. März 2010

Via privacy-box: Geiwi-Liste koaliert mit "Vernunft"


Angemerkt sei, dass die "Vernunft" (Synonym Kryptonym Pseudonym der amtierenden AStA-Koalition) auch mit den Stimmen der Geiwi-Liste keine Mehrheit hat. Jusos, LHG, Wiwi- und Jura- und Mediziner-Liste erreichen gemeinsam mit den GeiWis-Stimmen 23 Sitze. Interessant wird an dieser Stelle sein, welche der in der Opposition befindlichen Listen sich ebenfalls in Richtung einer Zusammenarbeit entscheiden. Hoch im Kurs steht hier die erstmals angetretene EPB-Liste. Im Vorjahr hatte es Gespräche mit CampusGrün gegeben, welche allerdings scheiterten.

Samstag, 13. März 2010

Dienstag, 9. März 2010

Dokumentiert: Taz berichtet über die Situation der studentischen Beschäftigten

Wenn die Uni nicht zahlt

VERWALTUNGS-CHAOS Die Uni kommt mit der Verlängerung von Verträgen studentischer Mitarbeiter nicht nach. Die Folge: kein Geld, keine Tutorien
Die Neustrukturierung der Hamburger Hochschullandschaft sollte die Lehre an den Hamburger Universitäten eigentlich verbessern. Mehr Tutorien und längere Bibliotheks-Öffnungszeiten waren eines der Hauptziele, die dabei offiziell anvisiert wurden. Viele der studentischen Beschäftigten der Universität Hamburg, die diese Verbesserungen in der Lehre möglich machen, haben jedoch seit Beginn dieses Jahres keine Löhne mehr erhalten. Ein Teil der Tutorien findet daher nicht mehr statt und auch die Öffnungszeiten verschiedener Bibliotheken mussten bereits verkürzt werden. Schuld daran ist offensichtlich das Chaos in der Universitätsverwaltung.
Eine studentische Beschäftigte aus dem Fachbereich Slavistik sagt, dass sie seit Beginn des Semesters auf ihre Bezüge wartet. Ihrer Information nach sollen die ausstehenden Gehälter ab März sukzessive nachgezahlt werden. Das Problem liege bei den Arbeitsverträgen. Die Verträge könnten aufgrund von Personalkürzungen in der Verwaltung der Universität nicht verlängert werden.
Offensichtlich besteht das Problem in der gesamten Geisteswissenschaftlichen Fakultät. Frank Golczewski, Sprecher des Historischen Seminars, sagt, das Hauptproblem liege in der Umstrukturierung der Verwaltung. "Früher wurde alles dezentral bearbeitet, jetzt läuft alles über die Fakultätsverwaltung", erklärt er das Problem. Derzeit "arbeitet die Verwaltung alles ab, und das dauert", so Golczewski weiter. Der "bürokratische Aufwand" sei nach der Umstrukturierung "immens gestiegen".
Auch in anderen Bereichen der geisteswissenschaftlichen Fakultät bestehen die Probleme. Ein Junior-Professor am Institut für Slavistik klagt: "Wir haben fristgerecht die Vertragsverlängerungen für unsere studentischen Beschäftigten weitergereicht, aber diese konnten nicht bearbeitet werden." Auch der Asta-Vorsitzende Séverin Pabsch bestätigt: "Es ist ein Riesenproblem."
Die von dem Bearbeitungsstau betroffenen Studenten haben sich zusammengeschlossen. Sascha Schulz, Sprecher der "Initiative der studentischen Beschäftigten an der Uni Hamburg", bestätigt, dass im Oktober 2009 "annähernd 400 Verträge für studentische Beschäftigte nicht rechzeitig ausgefertigt werden konnten". Auf der Vollversammlung der Universität Hamburg im Januar, trat die Initiative daher für einen Tarifvertrag ein, der ihnen eine rechtliche Handhabe in solchen Fällen gegenüber der Universitätsleitung ermöglichen soll.
Uni-Pressesprecherin Birgit Kruse räumte Probleme in der Verwaltung zum Teil ein. "Durch Überlastung bei der Abrechnung ist es vorübergehend in einigen Fällen zu Verzögerungen gekommen", so Kruse. Der Engpass sei mittlerweile jedoch behoben worden. Allerdings sind derzeit etwa im Fachbereich Geschichte mehrere Verträge noch nicht verlängert. RALF HESS

Link

Dienstag, 2. März 2010

Lenzen: HA berichtet, FDP "desavouriert" Gundelich

http://www.abendblatt.de/hamburg/kommunales/article1402374/Eimsbuettel-atmet-auf-CDU-will-Uni-am-alten-Standort-halten.html

Uni-Umzug in den Hafen abgesagt - Rolf Salo: Senatorin Gundelach "desavouiert"

Mit der Ablehnung eins kompletten Uni-Umzugs in den Hafen habe Hamburgs neuer Uni-Präsident Dieter Lenzen die Reißleine gezogen, erklärt Rolf Salo, Landesvorsitzender der Hamburger Liberalen.

„Die vorgesehenen Flächen im Hafen bleiben damit der wirtschaftlichen Nutzung vorbehalten und bilden eine wichtige Expansionsreserve. Der Traum vom 4-Milliarden-Umzugsabenteuer ist damit für Senatorin Herlind Gundelach ausgeträumt. Für die meisten Experten war er ohnehin ein Albtraum!"

Salo erinnert daran, dass die Liberalen immer die Uni als wichtiges Element der gewachsenen, urbanen Strukturen am jetzigen Standort betrachtet und vor den unübersehbaren Folgen eines Komplett-Umzugs gewarnt hätten.

„Die Uni in der Stadt ist ein sichtbares Bekenntnis zur zentralen Bedeutung von Wissenschaft und Forschung in der Metropole Hamburg. Wer die Uni an den Rand drängen will, versteht nichts von der Stadt und ihren Lebensgrundlagen!" 
 
 
 
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desavouieren (Verb)

Bedeutungen:
[1] leugnen, widersprechen, nicht anerkennen
[2] bloßstellen, herabwürdigen, im Stich lassen, brüskieren
[3] herausdrängen, entfernen

1949: Uni Hamburg lehnt längeres gemeinsames Lernen ab

Montag, 1. März 2010

Sayonara, Sensei Lenzen

Zum Geleit:

" In Japan wird so lange diskutiert, bis nicht mehr abgestimmt werden muss, manchmal zwei Tage. Das ist auf die Mentalität hier nicht übertragbar, wir müssen daher neue Formen in der echten Teilhabe finden."
Dieter Lenzen

Ein guter Journalist hätte an dieser Stelle eingehakt: "Kennen Sie die FSRK, Herr Lenzen?"

http://fsrk.de/

Der Lenz ist da [Interview HA]

Habe in  der Mittagspause mal den Abendblatt-Artikel für die geneigte Leserschaft abgetippt. Dankt mir!!

Hamburger Abendblatt: Herr Lenzen, heute ist Ihr erster Arbeitstag als Präsident der Universität Hambur
Hamburg. Hamburger Abendblatt: Herr Lenzen, heute ist Ihr erster Arbeitstag als Präsident der Universität Hamburg. Steht noch ein Bild vom Berliner Alexanderplatz auf Ihrem Schreibtisch?
Dieter Lenzen: Nein, wir räumen noch Aktenordner in die Regale. Leider ist mein Zimmer sehr dunkel. Wir versuchen nun, mehr Licht hineinzubringen. Das können Sie gern auch metaphorisch sehen: Das Bild der Universität Hamburg wird als zu düster wahrgenommen. Nach einigen Gesprächen und der Sichtung vieler Fakten weiß ich aber: Sie hat Großartiges zu bieten.
Abendblatt: Richten Sie sich nur vorübergehend ein, bis zu einem Umzug auf den Kleinen Grasbrook?
Lenzen: Die Diskussion um den künftigen Standort der Universität ist deshalb so emotional und problematisch geworden, weil offenbar immer nach Radikallösungen gesucht wird: Alles soll entweder bleiben oder umziehen. Stattdessen muss man schauen, was andere Universitäten bei Platzproblemen gemacht haben: Die 1810 gegründete Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin etwa war nach 100 Jahren zu klein. Man hat dann in Dahlem, damals noch Obstbaugelände, einen Forschungscampus errichtet. Niemand wäre damals auf die Idee gekommen, die gesamte Uni zu verlagern! Ähnliches gilt in München für den Standort Garching.
Abendblatt: Das Plädoyer der Wissenschaftssenatorin für einen Komplettumzug ist also, sagen wir, außergewöhnlich?
Lenzen: Die Möglichkeit eines Komplettumzugs fällt einem zumindest nicht unbedingt als Erstes ein. Für uns ist wichtig, dass die Wissenschaft funktioniert. Für diese Aufgabe wurde ich gewählt als Vertreter für alle Wissenschaftsbereiche gleichermaßen. Ich sehe beispielsweise bei den Sozial- und Geisteswissenschaften die Notwendigkeit eines urbanen Umfeldes, wie es hier auf dem Campus ist. Sie beschäftigen sich mit der Gesellschaft und Kultur, die dort stattfindet. Umgekehrt gilt aber: Große Forschungsanlagen haben mitten in der Stadt keinen Platz. Standortfragen müssen sich also der Funktion unterordnen.
Abendblatt: Die Senatorin verkauft das Großprojekt als einmalige Chance.
Lenzen: Wir erwarten, dass die Stadt sich für die Wissenschaft entscheidet. Das hat Hamburg dankenswerterweise bereits getan. Nun muss aber auch Geld fließen. Das heißt: Es muss auch in bestehende Gebäude investiert werden - der aktuelle Zustand darf auf keinen Fall so bleiben.
Abendblatt: Einen Komplettumzug wird es mit Ihnen nicht geben?
Lenzen: Das kann man so nicht sagen, das kann ich auch gar nicht entscheiden. Ich glaube aber nicht, dass es dazu kommen wird. Entscheidend sind die Bedarfe der Wissenschaft und die Wünsche der Universitätsmitglieder: Nennenswerte Teile der Universität müssen hier einig sein. Ich werde die Dekanate sowie die Gremien der Universität bitten, sich offiziell damit zu befassen und zu äußern. Ich rechne damit, dass entsprechend der fachspezifischen Bedarfe eine gemeinsame Stimme gefunden wird, die allen Disziplinen gerecht wird.
Abendblatt: Hat der Senat Ihnen eine bestimmte Summe zugesichert, die in Steine und Beton fließen wird?
Lenzen: Eine bestimmte Summe nicht. Wohl aber, dass es eine bauliche Erneuerung geben wird.
Abendblatt: Auch in Eimsbüttel?
Lenzen: Aus meiner Sicht müssen wir ein Signal setzen, etwa für die Geisteswissenschaften, das bedeutet: Auf dem Eimsbüttler Campus muss so etwas wie ein Leuchtturm entstehen, um zu zeigen, dass es dort vorangeht. Ein inhaltlicher Schwerpunkt, der einen baulichen Ausdruck findet.
Der Altbau an der Edmund-Siemers-Allee, in dem jetzt das Präsidium sitzt, könnte zum kulturwissenschaftlichen Zentrum werden, inklusive Flügelbauten. Ein sichtbarer Bereich der Geisteswissenschaften im Gründungsbau der Universität. Für die Universitätsleitung können andere Räume angemietet werden, die müssen nicht repräsentativ sein.
Abendblatt: Und inhaltlich?
Lenzen: Wir müssen noch schauen, was die attraktivsten Bereiche sind. Es gibt, um nur einige Bereiche zu nennen, eine sehr starke Theologie und Religionswissenschaft, eine sehr starke Afrikanistik und starke Philologien. Ähnliches gilt für Bereiche der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften, der anderen Sozialwissenschaften und natürlich die Mathematik und die Naturwissenschaften sowie die Medizin. Wir haben ein breites Spektrum und werden sehen, wo Exzellenzcluster entstehen können. Dass wir das ernst meinen, müssen wir mit Gebäuden unterstreichen. Wenn die ersten Gutachter kommen, möchte ich, dass Bagger auf dem Campus sind, um zu zeigen: Hier bewegt sich was, hier entsteht etwas Neues.
Abendblatt: Laut Gutachten der Behörde ist eine Erneuerung in Eimsbüttel schwer möglich.
Lenzen: Schauen Sie sich Luftaufnahmen aus den 70er-Jahren an: Dann sehen Sie, dass ursprünglich sechseckige Gebäude mit einer sechseckigen Gartenarchitektur angelegt waren. Doch irgendwann hat man angefangen, einfach diese Hochhäuser da mittenrein zu platzieren. Charmant wäre es, wenn wir die ursprüngliche Idee wieder aufleben lassen könnten.

Abendblatt: Die Uni Hamburg bietet viele Fächer. Muss man auf einige verzichten, um andere besser zu machen?
Lenzen: Die Universität Hamburg ist nur dann eine Volluniversität, wenn sie grundsätzlich alles anbietet. Hat man, wie in Berlin, mehrere Universitäten, kann man sagen: Wenn wir hier einen Bereich wegnehmen, wird er in derselben Stadt woanders angeboten. In Hamburg gibt es aber keine zweite Volluniversität. Man kann nicht einfach reinhauen und sagen, wir reduzieren das Angebot. Die doppelte Verpflichtung lautet: Spitzen fördern und gleichzeitig eine breite Basis bauen. Das ist kein Gegensatz, auch nicht für die Wissenschaftler selbst. Es schadet einem Ausnahmephysiker nicht, wenn er eine Vorlesung für Erstsemester hält.
Abendblatt: Wie viele Drittmittel kann eine Uni aufbringen?
Lenzen: Einem Facharbeiter der Stadtreinigung würde man niemals sagen: Du musst erst die Mülltonnen beantragen, bevor du hier arbeiten kannst. Von Wissenschaftlern wird so etwas erwartet. Das hat aber auch Grenzen. Die Uni Hamburg ist mit durchschnittlich 25 Prozent Drittmittel schon jetzt sehr gut aufgestellt, das entspricht rund 90 Millionen Euro. Einige Fächer haben es mit Drittmitteln jedoch sehr schwer. Hier ist der Staat in der Pflicht.
Abendblatt: Muss die universitäre Mitbestimmung wieder gestärkt werden?
Lenzen: Was oft als "überbordende Gremienkultur" gescholten wurde, hat aber auch einen richtigen Kerngedanken: Eine Universität, die aus einer bürgerschaftlichen Initiative entstanden ist, hat eine lange demokratische Tradition, die fortgeführt werden muss. Von oben nach unten bestimmen, das werde ich schon allein deshalb nicht tun, weil es nicht funktioniert: Wer sich einbringt und ernst genommen wird, leistet auch bessere Arbeit. Man kann nicht an den Menschen vorbei entscheiden.
Abendblatt: Was meinen Sie?
Lenzen: In Japan wird so lange diskutiert, bis nicht mehr abgestimmt werden muss, manchmal zwei Tage. Das ist auf die Mentalität hier nicht übertragbar, wir müssen daher neue Formen in der echten Teilhabe finden.
Abendblatt: Die Uni Hamburg gilt mehrheitlich als sozialdemokratisch, Sie waren mal als CDU-Spitzenkandidat für Berlin im Gespräch. Sind Spannungen programmiert?
Lenzen: (Lacht) Ich bin unschuldig, wenn ich von irgendjemand für etwas für geeignet gehalten und vorgeschlagen werde. Ich lege Wert darauf, dass ich parteilich nicht gebunden bin. Regierungen kommen und gehen, die Uni bleibt.
Abendblatt: Zum 90. Geburtstag der Uni Hamburg zitierten Sie Horkheimer: "Zeit aber steht für Liebe; der Sache, der ich Zeit schenke, schenke ich Liebe; die Gewalt ist rasch." Ist das mit einem schnellen Bachelor-Studium vereinbar?
Lenzen: Gar nicht. Das Problem ist, dass zwei Traditionen in diesem System vermischt werden: Im angelsächsischen Raum wird häufig von konkreten Problemen des Alltags ausgegangen. Wer aber in Kontinentaleuropa zum Beispiel Philosophie studiert, will das Fach in seinem Kopf abbilden, zunächst ohne konkrete Anwendung. Letzteres passt nicht in die straffen Lehrpläne, die sich Deutschland nun ohne Not übergestülpt hat. Von einem Extrem, durchschnittlich 16,7 Semester, sind wir ins andere Extrem gegangen: Jetzt verlassen Anfang 20-Jährige die Uni, ohne durch Universität auch persönlich gereift sein zu können.
Abendblatt: Wie werden die Bedingungen in zwei Jahren in Hamburg sein?
Lenzen: Wir müssen schnell handeln. Es ist sinnvoll, viele Bachelor-Studiengänge auf acht Semester anzulegen. Sechs Semester sind nur für eng berufsvorbereitende Fächer sinnvoll: Bei der akademischen Erzieher-Ausbildung etwa, die wir dringend brauchen.
Abendblatt: Studiengebühren?
Lenzen: Das entscheidet die Politik, ich war schon immer dagegen. Zumal Erhebungen zeigen, dass schon geringe Gebühren abschreckend auf Studienanfänger wirken können. Ein weiteres Problem ist, dass Studiengebühren von der Politik nicht immer so eingesetzt werden wie angekündigt: Nicht zusätzlich, sondern letztlich doch als Sparmaßnahme. Würden sie wieder abgeschafft, wären das allerdings viele Millionen Euro weniger pro Jahr, sodass der Staat das kompensieren müsste.
Abendblatt: Was treibt einen 62-Jährigen dazu, eine Hochschule neu zu übernehmen?
Lenzen: "Die Freie Universität Berlin hat es in den vergangenen Jahren auf den vierten Platz nach den Universitäten in München und Heidelberg geschafft. Das war ein langer Weg: Wie damals die FU ist die Uni Hamburg in der gleichen Situation wie die FU vor zehn Jahren und wird unter Wert diskutiert. Es reizt mich, dies zu ändern.
Abendblatt: Haben Sie sich in Hamburg schon eingelebt?
Lenzen: Die Wohnungen hier sind viel teurer als in Berlin. Außerdem läuft hier vieles langsamer, was Vor-, aber auch Nachteile hat. Die Bürokratie etwa: Von meinen zunächst sieben Mitarbeitern sind fünf abgesprungen. Das Personalamt war zu unflexibel, in vielen Fällen vernünftige Verträge anzubieten. Ich sage das ganz klar: Wenn sich das nicht ändert, wird Hamburg in der Wissenschaft niemals konkurrenzfähig sein.r
g. Steht noch ein Bild vom Berliner Alexanderplatz auf Ihrem Schreibtisch?
Dieter Lenzen: Nein, wir räumen noch Aktenordner in die Regale. Leider ist mein Zimmer sehr dunkel. Wir versuchen nun, mehr Licht hineinzubringen. Das können Sie gern auch metaphorisch sehen: Das Bild der Universität Hamburg wird als zu düster wahrgenommen. Nach einigen Gesprächen und der Sichtung vieler Fakten weiß ich aber: Sie hat Großartiges zu bieten.
Abendblatt: Richten Sie sich nur vorübergehend ein, bis zu einem Umzug auf den Kleinen Grasbrook?
Lenzen: Die Diskussion um den künftigen Standort der Universität ist deshalb so emotional und problematisch geworden, weil offenbar immer nach Radikallösungen gesucht wird: Alles soll entweder bleiben oder umziehen. Stattdessen muss man schauen, was andere Universitäten bei Platzproblemen gemacht haben: Die 1810 gegründete Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin etwa war nach 100 Jahren zu klein. Man hat dann in Dahlem, damals noch Obstbaugelände, einen Forschungscampus errichtet. Niemand wäre damals auf die Idee gekommen, die gesamte Uni zu verlagern! Ähnliches gilt in München für den Standort Garching.
Abendblatt: Das Plädoyer der Wissenschaftssenatorin für einen Komplettumzug ist also, sagen wir, außergewöhnlich?
Lenzen: Die Möglichkeit eines Komplettumzugs fällt einem zumindest nicht unbedingt als Erstes ein. Für uns ist wichtig, dass die Wissenschaft funktioniert. Für diese Aufgabe wurde ich gewählt als Vertreter für alle Wissenschaftsbereiche gleichermaßen. Ich sehe beispielsweise bei den Sozial- und Geisteswissenschaften die Notwendigkeit eines urbanen Umfeldes, wie es hier auf dem Campus ist. Sie beschäftigen sich mit der Gesellschaft und Kultur, die dort stattfindet. Umgekehrt gilt aber: Große Forschungsanlagen haben mitten in der Stadt keinen Platz. Standortfragen müssen sich also der Funktion unterordnen.
Abendblatt: Die Senatorin verkauft das Großprojekt als einmalige Chance.
Lenzen: Wir erwarten, dass die Stadt sich für die Wissenschaft entscheidet. Das hat Hamburg dankenswerterweise bereits getan. Nun muss aber auch Geld fließen. Das heißt: Es muss auch in bestehende Gebäude investiert werden - der aktuelle Zustand darf auf keinen Fall so bleiben.
Abendblatt: Einen Komplettumzug wird es mit Ihnen nicht geben?
Lenzen: Das kann man so nicht sagen, das kann ich auch gar nicht entscheiden. Ich glaube aber nicht, dass es dazu kommen wird. Entscheidend sind die Bedarfe der Wissenschaft und die Wünsche der Universitätsmitglieder: Nennenswerte Teile der Universität müssen hier einig sein. Ich werde die Dekanate sowie die Gremien der Universität bitten, sich offiziell damit zu befassen und zu äußern. Ich rechne damit, dass entsprechend der fachspezifischen Bedarfe eine gemeinsame Stimme gefunden wird, die allen Disziplinen gerecht wird.
Abendblatt: Hat der Senat Ihnen eine bestimmte Summe zugesichert, die in Steine und Beton fließen wird?
Lenzen: Eine bestimmte Summe nicht. Wohl aber, dass es eine bauliche Erneuerung geben wird.
Abendblatt: Auch in Eimsbüttel?
Lenzen: Aus meiner Sicht müssen wir ein Signal setzen, etwa für die Geisteswissenschaften, das bedeutet: Auf dem Eimsbüttler Campus muss so etwas wie ein Leuchtturm entstehen, um zu zeigen, dass es dort vorangeht. Ein inhaltlicher Schwerpunkt, der einen baulichen Ausdruck findet.
Der Altbau an der Edmund-Siemers-Allee, in dem jetzt das Präsidium sitzt, könnte zum kulturwissenschaftlichen Zentrum werden, inklusive Flügelbauten. Ein sichtbarer Bereich der Geisteswissenschaften im Gründungsbau der Universität. Für die Universitätsleitung können andere Räume angemietet werden, die müssen nicht repräsentativ sein.

Abendblatt: Und inhaltlich?
Lenzen: Wir müssen noch schauen, was die attraktivsten Bereiche sind. Es gibt, um nur einige Bereiche zu nennen, eine sehr starke Theologie und Religionswissenschaft, eine sehr starke Afrikanistik und starke Philologien. Ähnliches gilt für Bereiche der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften, der anderen Sozialwissenschaften und natürlich die Mathematik und die Naturwissenschaften sowie die Medizin. Wir haben ein breites Spektrum und werden sehen, wo Exzellenzcluster entstehen können. Dass wir das ernst meinen, müssen wir mit Gebäuden unterstreichen. Wenn die ersten Gutachter kommen, möchte ich, dass Bagger auf dem Campus sind, um zu zeigen: Hier bewegt sich was, hier entsteht etwas Neues.
Abendblatt: Laut Gutachten der Behörde ist eine Erneuerung in Eimsbüttel schwer möglich.
Lenzen: Schauen Sie sich Luftaufnahmen aus den 70er-Jahren an: Dann sehen Sie, dass ursprünglich sechseckige Gebäude mit einer sechseckigen Gartenarchitektur angelegt waren. Doch irgendwann hat man angefangen, einfach diese Hochhäuser da mittenrein zu platzieren. Charmant wäre es, wenn wir die ursprüngliche Idee wieder aufleben lassen könnten.
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Abendblatt: Die Uni Hamburg bietet viele Fächer. Muss man auf einige verzichten, um andere besser zu machen?
Lenzen: Die Universität Hamburg ist nur dann eine Volluniversität, wenn sie grundsätzlich alles anbietet. Hat man, wie in Berlin, mehrere Universitäten, kann man sagen: Wenn wir hier einen Bereich wegnehmen, wird er in derselben Stadt woanders angeboten. In Hamburg gibt es aber keine zweite Volluniversität. Man kann nicht einfach reinhauen und sagen, wir reduzieren das Angebot. Die doppelte Verpflichtung lautet: Spitzen fördern und gleichzeitig eine breite Basis bauen. Das ist kein Gegensatz, auch nicht für die Wissenschaftler selbst. Es schadet einem Ausnahmephysiker nicht, wenn er eine Vorlesung für Erstsemester hält.
Abendblatt: Wie viele Drittmittel kann eine Uni aufbringen?
Lenzen: Einem Facharbeiter der Stadtreinigung würde man niemals sagen: Du musst erst die Mülltonnen beantragen, bevor du hier arbeiten kannst. Von Wissenschaftlern wird so etwas erwartet. Das hat aber auch Grenzen. Die Uni Hamburg ist mit durchschnittlich 25 Prozent Drittmittel schon jetzt sehr gut aufgestellt, das entspricht rund 90 Millionen Euro. Einige Fächer haben es mit Drittmitteln jedoch sehr schwer. Hier ist der Staat in der Pflicht.
Abendblatt: Muss die universitäre Mitbestimmung wieder gestärkt werden?
Lenzen: Was oft als "überbordende Gremienkultur" gescholten wurde, hat aber auch einen richtigen Kerngedanken: Eine Universität, die aus einer bürgerschaftlichen Initiative entstanden ist, hat eine lange demokratische Tradition, die fortgeführt werden muss. Von oben nach unten bestimmen, das werde ich schon allein deshalb nicht tun, weil es nicht funktioniert: Wer sich einbringt und ernst genommen wird, leistet auch bessere Arbeit. Man kann nicht an den Menschen vorbei entscheiden.
Abendblatt: Was meinen Sie?
Lenzen: In Japan wird so lange diskutiert, bis nicht mehr abgestimmt werden muss, manchmal zwei Tage. Das ist auf die Mentalität hier nicht übertragbar, wir müssen daher neue Formen in der echten Teilhabe finden.
Abendblatt: Die Uni Hamburg gilt mehrheitlich als sozialdemokratisch, Sie waren mal als CDU-Spitzenkandidat für Berlin im Gespräch. Sind Spannungen programmiert?
Lenzen: (Lacht) Ich bin unschuldig, wenn ich von irgendjemand für etwas für geeignet gehalten und vorgeschlagen werde. Ich lege Wert darauf, dass ich parteilich nicht gebunden bin. Regierungen kommen und gehen, die Uni bleibt.
Abendblatt: Zum 90. Geburtstag der Uni Hamburg zitierten Sie Horkheimer: "Zeit aber steht für Liebe; der Sache, der ich Zeit schenke, schenke ich Liebe; die Gewalt ist rasch." Ist das mit einem schnellen Bachelor-Studium vereinbar?
Lenzen: Gar nicht. Das Problem ist, dass zwei Traditionen in diesem System vermischt werden: Im angelsächsischen Raum wird häufig von konkreten Problemen des Alltags ausgegangen. Wer aber in Kontinentaleuropa zum Beispiel Philosophie studiert, will das Fach in seinem Kopf abbilden, zunächst ohne konkrete Anwendung. Letzteres passt nicht in die straffen Lehrpläne, die sich Deutschland nun ohne Not übergestülpt hat. Von einem Extrem, durchschnittlich 16,7 Semester, sind wir ins andere Extrem gegangen: Jetzt verlassen Anfang 20-Jährige die Uni, ohne durch Universität auch persönlich gereift sein zu können.
Abendblatt: Wie werden die Bedingungen in zwei Jahren in Hamburg sein?
Lenzen: Wir müssen schnell handeln. Es ist sinnvoll, viele Bachelor-Studiengänge auf acht Semester anzulegen. Sechs Semester sind nur für eng berufsvorbereitende Fächer sinnvoll: Bei der akademischen Erzieher-Ausbildung etwa, die wir dringend brauchen.
Abendblatt: Studiengebühren?
Lenzen: Das entscheidet die Politik, ich war schon immer dagegen. Zumal Erhebungen zeigen, dass schon geringe Gebühren abschreckend auf Studienanfänger wirken können. Ein weiteres Problem ist, dass Studiengebühren von der Politik nicht immer so eingesetzt werden wie angekündigt: Nicht zusätzlich, sondern letztlich doch als Sparmaßnahme. Würden sie wieder abgeschafft, wären das allerdings viele Millionen Euro weniger pro Jahr, sodass der Staat das kompensieren müsste.
Abendblatt: Was treibt einen 62-Jährigen dazu, eine Hochschule neu zu übernehmen?
Lenzen: "Die Freie Universität Berlin hat es in den vergangenen Jahren auf den vierten Platz nach den Universitäten in München und Heidelberg geschafft. Das war ein langer Weg: Wie damals die FU ist die Uni Hamburg in der gleichen Situation wie die FU vor zehn Jahren und wird unter Wert diskutiert. Es reizt mich, dies zu ändern.
Abendblatt: Haben Sie sich in Hamburg schon eingelebt?
Lenzen: Die Wohnungen hier sind viel teurer als in Berlin. Außerdem läuft hier vieles langsamer, was Vor-, aber auch Nachteile hat. Die Bürokratie etwa: Von meinen zunächst sieben Mitarbeitern sind fünf abgesprungen. Das Personalamt war zu unflexibel, in vielen Fällen vernünftige Verträge anzubieten. Ich sage das ganz klar: Wenn sich das nicht ändert, wird Hamburg in der Wissenschaft niemals konkurrenzfähig sein.