Mittwoch, 18. Februar 2009

Hamburger Abendblatt: Stine zickt, AStA bleibt gelassen

Panne: "Stine" wird nachgerüstet

Aufgrund von Computerproblemen muss die Universität Hamburg die Anmeldefristen für das Sommersemester um mehr als zwei Wochen verschieben. Rund 40 000 Studierende können sich nun erst zwischen dem 2. und 20. März für Kurse anmelden. Ursache sei die verspätete Lieferung benötigter Rechner-Komponenten, wie die Hochschule bekannt gab. Bisher war "Stine", das elektronische Campus-System, offenbar nicht ausreichend ausgestattet für einen reibungslosen Betrieb: Weitere 100 000 Euro muss die Uni nun investieren, wie das Präsidium dem Abendblatt mitteilte.

"Wir wollen einen erneuten Zusammenbruch vermeiden", sagte Vizepräsident Holger Fischer. Im vergangenen Oktober war Stine pünktlich zu Semesterbeginn abgestürzt, Studierende konnten sich nicht für Seminare anmelden, chaotische Zustände in überfüllten Hörsälen waren die Folge.

Stine, ein bundesweites Pilotprojekt in Zusammenarbeit zwischen Universität und der Hamburger Firma "Datenlotsen", ist noch im Aufbau. Die Kooperation spart zwar Geld, der Preis für eine marktreife Software würde bei mehreren Millionen Euro liegen. Dafür kostet die Entwicklungsphase allerdings reichlich Nerven, bei Lehrenden wie Studenten. "Wir nehmen die Kritik sehr ernst", sagte Fischer. So ernst, dass das Präsidium eine anonyme Umfrage unter allen Lehrenden durchgeführt hat, wie nun bekannt wurde. Die Ergebnisse würden noch ausgewertet, hieß es. Zwei Kritikfelder seien aber bereits erkennbar, sagt Vizepräsident Fischer. Erstens die noch fehlerhaften Verwaltungsfunktionen, etwa Anmeldung und Raumvergabe für Seminare. Zweitens die Mehrarbeit für Professoren, die laut der in Bologna beschlossenen Richtlinien "unvermeidbar" seien. So müssen Professoren selbst Prüfungsergebnisse ihrer Studenten eintragen und dabei Sicherheits-Codes eingeben. "Daran müssen sich alle erst gewöhnen", so Fischer. Eine grundsätzliche Ablehnung von Stine zeichne sich jedoch nicht ab.

Das bestätigt auch Eva Arnold, Pro-Dekanin des Fachbereiches Erziehungswissenschaften, dessen Personal als besonders skeptisch gilt. "Das ist so, als wenn die Bahn ein neues System zur Fahrkartenbestellung einführt. Zufrieden ist niemand, aber es kann auch keiner drauf verzichten." Konkrete Vorschläge für eine Alternative zu Stine gebe es ihres Wissens nicht.

Auch die Studierendenvertretung AStA reagierte entspannt: "Wir begrüßen, dass die Uni technisch nachrüstet, damit es nicht wieder zu ärgerlichen Pannen kommt", sagt Vorsitzender Benjamin Gildemeister. Die verschobene Frist ließe nach der Anmeldung zudem ausreichend Zeit bis Semesterbeginn.

Zum Artikel: HA 18. Februar

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