Dienstag, 24. Februar 2009

Hamburger Abendblatt 21. Oktober 2000



Lüthje weist Kritik am neuen Zentrum scharf zurück

Es gärt im Univiertel. Auslöser für die massiven Proteste rund um den Hauptcampus ist das preisgekrönte Modell eines neuen Unizentrums. Für 20 Millionen Mark soll zwischen Staatsbibliothek und Schlüterstraße ein großer Verwaltungskomplex entstehen, insgesamt sind dort drei neue Gebäude vorgesehen.

Gegen diese Pläne hat sich jetzt die Bürgerinitiative "Keine Glaspaläste in der Schlüterstraße" formiert, die in der Gegend eine Infobroschüre über das Bauvorhaben verteilt und energisch um neue Mitglieder wirbt.

Darum geht es genau: Mit einem auf Stelzen gebauten, mehr als 60 Meter langen Block, in dem es Läden und Cafés geben wird, soll die Staatsbibliothek (Stabi) entlastet werden. Dazu kommt der sechsstöckige "Mensa-Turm" auf den Räumen der jetzigen Mensa an der Schlüterstraße. Am meisten fühlen sich die Anwohner aber durch den so genannten Hauptturm bedroht, der direkt an der Schlüterstraße gebaut werden soll. Das 48 Meter lange, siebengeschossige Gebäude (3000 Quadratmeter) ist laut Planung nierenförmig, bunt und ebenfalls mit Läden bestückt. "Wir sind gegen die Verbauung der grünen Campus-Südspitze", heißt es in dem Infoblatt der Initiative - nach ihrer Einschätzung drohen durch die Umgestaltung höhere Umweltbelastung und mehr Lärm, ein massiver Verlust der Wohnqualität und ein riesiges Verkehrschaos. Im Übrigen sei die historisch wertvolle Bausubstanz der Gegend massiv bedroht. Außerdem werfen die aufgebrachten Anwohner den Behörden vor, im Vorwege nicht ausreichend über das Großprojekt informiert worden zu sein.

Die Unileitung verspricht sich von dem neuen Ensemble eine "quasi Eingangspforte zum Campus Von Melle Park", so jedenfalls das Presseorgan "Uni hh". Entsprechend kann Universitätspräsident Dr. Jürgen Lüthje die Aufregung der Anwohner nicht verstehen. "Mit der Planung entsprechen die Wissenschaftsbehörde und die Universität einer seit vielen Jahren gestellten Forderung, die Entwicklung der Universität auf den Campus zu konzentrieren", so Lüthje zum Abendblatt. Von der Uni werde erwartet, dass sie einen großen Teil ihrer Stadthäuser wieder für Wohnnutzung zur Verfügung stelle, genau das werde mit der neuen Planung versucht. Scharfe Kritik übte Lüthje an der Infobroschüre der Bürgerinitiative. "Das Flugblatt stellt die im Wettbewerb ermittelten Entwürfe falsch dar", so der Präsident. "Geplant ist ein siebenstöckiges Gebäude, abgebildet wird aber ein zwölfgeschossiges, das auch noch verzerrt wiedergegeben ist. Dadurch wird der Eindruck eines Architekturmonsters erzeugt.


Im Übrigen sei die Universität inzwischen mit den Initiatoren der Bürgerinitiative ins Gespräch gekommen.

Unterstützung für die Anwohner kommt dagegen von der CDU-Fraktion im Bezirk Eimsbüttel. "Wir warnen schon lange davor, dass die Unigegend zugebaut wird", so der Abgeordnete Michael Westenberger, "auch diese Pläne können so nicht hingenommen werden". schmoo



erschienen am 21.01.2000

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Genau. Aber die Anwohner wollen ja lieber eine Dorf-Uni. Man muss jetzt den Ausbau mal konsequent vorantreiben und diese ganzen Bedenkenträger juristisch ausschalten.