Dienstag, 28. April 2009

Philipp-Sebastian Kühn: 5 Thesen zu Universität und Umzug

"Im Folgenden sind fünf Thesen formuliert, welche die Diskussion in der Hansestadt beeinflussen und ihr eine neue zukunftsorientierte Richtung weisen sollen:

1) Die Entscheidung zur zukünftigen Entwicklung der Universität muss in stärkerem regionalem Bewusstsein getroffen werden.

Voraussetzung für fundierte Entwicklungsprognosen zum Wissenschafts- und Forschungsstandort Hamburg für die kommenden 30 bis 50 Jahre können nur im Zusammenhang mit den norddeutschen Partnern in Bremen, Hannover, Lüneburg und Kiel formuliert werden. Im norddeutschen Wissenschaftsraum wird enger kooperiert werden müssen, will Hamburg im innerdeutschen Wettbewerb der Metropolregionen (Rhein-Ruhr 11,5 Mio., Berlin Brandenburg 6,0 Mio., Frankfurt Rhein-Main 5,3 Mio., Stuttgart 4,7 Mio. und Hamburg 4,3 Mio. Einwohner) bestehen können. Die Hansestadt wird sich durch Kooperation nicht abhängig machen, sondern in jedem Fall durch synergistische Effekte profitieren.

2) Stadtentwicklungspolitische Interessen und Standortlobbyismus dürfen keine Rolle spielen.

Die Diskussion um die Zukunft der Universität darf keine überflüssige Verengung erfahren. Es geht zunächst nicht um die Frage, ob die Zukunft der Universität in Eimsbüttel oder auf dem kleinen Grasbrook liegt. Diese Entscheidung darf erst am Ende des Entwicklungs- und Entscheidungsprozesses getroffen werden. Wie auch immer die Diskussion verläuft, wird sich eine adäquate Lösung für beide Standorte finden lassen.

3) Um die Szenarien in diesem Sinne bewerten zu können, muss geklärt werden, wie die Universität in 30 bis 50 Jahren international positioniert sein möchte.

Allein die Benennung eines wachsenden Bedarfs an Flächen und Gebäuden durch die Universitäts-präsidentin reicht zur Beantwortung der Fragestellung nicht aus. Die Entwicklung der Universität darf nicht nur quantitativ, sie muss auch qualitativ vorgezeichnet werden. Entscheidende Fragen hierbei sind: Welche Aufgaben soll die Universität in 30 bis 50 Jahren erfüllen? Wie wird lebenslanges Lernen unsere Hochschulen verändern? Mit welchen Forschungsstandorten steht die Universität in Konkurrenz? Mit welchen Universitäten kann und soll sie sinnvoll kooperieren?

4) Diese Entwicklungsperspektive muss verglichen werden mit der Situation derjenigen Hochschulen, mit denen die Universität Hamburg (national und international) konkurriert.

Nur wenn wir wissen, was die anderen machen, können wir sinnvoll beurteilen, was wir tun müssen. Da viele deutsche und europäische Wissenschafts- und Forschungsstandorte sich bereits neu aufgestellt haben bzw. sich wie Hamburg gegenwärtig dieser Diskussion stellen, werden solche Prozesse wissenschaftlich begleitet und erforscht. Warum greift Hamburg auf dieses Wissen nicht zurück?

5) Erst wenn diese Fragen beantwortet sind, kann politisch entschieden werden, welches Szenario geeignet ist, die Universität national und international bestmöglich aufzustellen. Nur so können die einzelnen Szenarien verantwortungsbewusst und im Interesse der Universität wie der Stadt gewichtet werden.

Die bislang von der Wissenschaftsbehörde vorgelegte Studie zur baulichen Entwicklung der Universität ist auf Basis dieser formulierten Thesen ungeeignet, eine Entscheidung von so großer Tragweite abschließend zu entscheiden. Hamburg sollte aus den jüngsten Fehlern lernen. Warum setzt die Bürgerschaft nicht eine Arbeitsgruppe unter Federführung des Wissenschaftsausschusses ein, die sich in den kommenden Monaten intensiv mit der Zukunft des Wissenschafts- und Forschungsstandortes Hamburg beschäftigt und eine Entschlussempfehlung vorbereitet? Über Expertenanhörungen könnten ebenso Erfahrungen und wissenschaftliche Ergebnisse transparent in die Diskussion einfließen.

Die Universität Hamburg feiert in diesem Jahr ihr 90-jähriges Bestehen. In zehn Jahren werden wir gemeinsam ihren 100sten Gründungstag feiern. Es ist an der Zeit ein klares Bekenntnis der Stadt zu ihrer Universität zu formulieren!"


Phillipp-Sebastian Kühn studierte bis 2006 an der Universität Hamburg und ist stellv. wissenschaftspolitischer Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion.



via kuehn-spd.de


1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

"Konkurrenz, Wettbewerb, der-Rest-der-Stadt-ist-uns-egal, am 100.Geburtstag wird zurückgeschossen..."

Meine Fresse - ist das ein hohles Geblubber. Es geht um Größe, Art und Lage von Gebäuden, nicht um den Masterplan zur Erlangung der Weltherrschaft durch die Universität Hamburg.

Womöglich bevorzugt er den Standort im Hafen, damit die Uni besser vor angreifenden fremden Universitäten verteidigt werden kann. Mit 7 Meter hohen Spundwänden und Geschützen auf den Dächern...