Die Untiefen des Internets haben einiges zu bieten. Auch für HochschulpolitikerInnen.
Scheinbar gibt es nicht nur digitale Ablageplätze für Seelenmüll, ein Campus-Watch ohne Probleme und Blog für "queer-feministische Rät_innen".
Nein, auch studentische digitale Stammtische hat mensch für sich entdeckt.
So schreibt immerhin die Investigativjournalistin der taz, Kaija Kutter in ihrem Kommentar zur Situation des Frauenrats an der Uni Hamburg:
Merkwürdig: Da gibt es im Internet eine Petitionsseite zum Erhalt des Asta-Frauenreferats an der Hamburger Uni. Und wer tobt sich dort aus? Männer, die der Abschaffung Beifall zollen. Von "Weibern", von "Zicken" ist die Rede, und das Anliegen der Frauen, einen Raum für sich zu haben, wird als "sexistisch-reaktionärer Müll" abgetan.
An diesen digitalen studentischen Stammtischen herrscht ein rauer Ton. Es wird übersehen, dass es in unserer Gesellschaft viele Räume gibt, in denen sich seit eh und je nur Männer aufhalten. Sportvereine zum Beispiel, die für ihre Vereinshäuser attraktive öffentliche Flächen günstig pachten, dürfen Frauen per Satzung ausschließen.
Die autonomen Frauenreferate, die es an anderen norddeutschen Unis noch gibt, sind ein Angebot an Frauen, ohne den Männern zu schaden. Diese haben meist zahlreiche andere Anlaufstellen, um sich kulturell, sportlich, gesellschaftlich oder politisch zu engagieren.
Und doch gibt es natürlich heute auch für junge Männer Probleme. Gerade in der Schule werden Jungs zu Verlieren, weshalb nach dem Prinzip des Gender Mainstreaming seit einigen Jahren auch Projekte für Jungs entstehen - und niemand spricht von Geldverschwendung.
Die Schließung des Frauenreferats ist ein Fehler. Sie ruft Haltungen auf den Plan, die frau längst für überholt hielt.
Was ist da los?
Im Genderblog, dem Ort der Erstveröffentlichung einer Petition gegen die Abschaffung des Frauenreferats im AStA der Uni Hamburg, ist eine typische Internetdebatte auf dem Niveau von Youtube-Nutzerkommentaren entbrannt. Lediglich der obligatorische Nazi-Vergleich fehlt (noch).
Dazu mag man stehen wie man will, im Internet ist nun mal das größte Problem der ungefilterte Meinungspluralismus, welcher unsere Zeit nun mal leider beherrscht. Ansonsten: Sack Reis und so.
Deprimierend ist jedoch die Argumentation von Kaija Kutter selbst.
Wenn es nach ihr ginge dürfte man das Frauenreferat nicht verbieten, weil es Menschen gibt, die dies begrüßen. Ist es nicht viel mehr so, dass man bei einem Sturm des Entsetzens, einer Spontandemo von 200 Frauen, noch besser Studentinnen, vor dem AStA-Trakt viel eher mit sich ins Gericht gehen sollte?
Wäre dies nicht ein Grund darüber nachzudenken, ob man einen Fehler gemacht hat?
Trauriger (?) Weise ist die Bestürzung an der Uni Hamburg in Sachen "Umstellung der Gleichstellung" so verschwindend gering, dass Frau Kutter anscheinend schon Zustimmung zum Anlaß nehmen muss, die Abschaffung des Frauenreferates zu verurteilen.
Krokodil im Baggersee o.ä. wäre ein erträglicheres Sommerloch-Thema.
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